Traumata und deren Therapie

Was ist ein Trauma? 

Das Wort Trauma kommt aus dem Griechischen und bedeutet Verletzung.

Unter einem Trauma versteht man in der Psychotherapie eine massive seelische oder körperliche Verletzung, die nur in den wenigsten Fällen selbst heilt. Häufig treten nach einem Trauma massive Folgeschäden und Verhaltensmuster auf.

Die Ursache finden wir in einem extremen, sehr tief einschneidenden und gravierenden Ereignis, das die für den Betroffenen als äußerst bedrohlich für Leib und Leben empfunden wird und dem er sich völlig hilflos ausgeliefert fühlt.

Eigene Bewältigungsmechanismen reichen hier meistens nicht mehr aus, um diese stark belastenden Erlebnisse zu verarbeiten.

Bei einer akuten Belastung können folgende Symptome wie massive Ängste, Unruhe, Schreckhaftigkeit, depressive Verstimmungen, psychosomatische Symptome, extreme Leistungseinbrüche sowie sozialer Rückzug und Scham auftreten.

Bei einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), die Monate nach einer Traumatisierung auftritt, können Betroffene unter Flashbacks, Albträumen, Schlafstörungen, innerer Unruhe, Ängsten, Panikattacken, großem Misstrauen, erhöhter Schreckhaftigkeit, Hypervigilanz, Erschöpfung, sozialem Rückzug und verzerrter Wahrnehmung bis hin zur Depression leiden.


Was passiert bei einem Trauma im Gehirn?

Bei einem Trauma ist unser Gehirn überfordert. Die traumatischen Erlebnisse werden nicht normal verarbeitet sondern werden ungeordnet in unserem Gehirn gespeichert. Diese unvollständige Verarbeitung hat oftmals verheerende Konsequenzen für die Betroffenen und kann zu einer posttraumatischen Belastungsreaktion (PTBS) führen.

Unverarbeitete Traumatisierungen führen zum Wiedererleben von starken Emotionen und Körperempfindungen, welche den Eindruck vermitteln, dass das Trauma nochmal im „hier und jetzt“ stattfindet.
Es ist wichtig, die normalen Verarbeitungsprozesse des Gehirns zu kennen, um zu verstehen, wie diese durch ein traumatisches Erlebnis beeinflusst werden kann.


Der normale Verarbeitungsprozess im Gehirn

Vier Bestandteile des Gehirns sind maßgeblich an der Informationsverarbeitung beteiligt:

  • Thalamus
  • Amygdala
  • Hippocampus
  • Großhirnrinde

Der Thalamus – Tor des Bewusstseins

Unser Körper und unsere Sinnesorgane leiten Informationen (Gesehenes, Gehörtes, Geruch, Geschmack und Gefühltes) in den Thalamus.

Der Thalamus dient als eine Art Filter und entscheidet darüber, welche Informationen im Moment für uns wichtig sind. Nur wichtige Informationen werden weitergeleitet und unwichtige herausgefiltert. Die wichtigen, weitergeleiteten Informationen werden uns dann bewusst. Aus diesem Grund wird der Thalamus auch als „Tor des Bewusstseins“ bezeichnet.

Die Amygdala – hot system 

Die Amygdala (auch Mandelkerne genannt) ist wesentlich an der Konditionierung von Angst beteiligt.

Sie spielt eine wichtige Rolle bei der Wiedererkennung von Situationen sowie der Analyse möglicher Gefahren. Ereignisse werden in der Amygdala mit den Emotionen verknüpft und gespeichert. Die Amygdala kreiert gewissermaßen Gefühle ohne diese zu bewerten. Sie wird deshalb als unser „hot system“ bezeichnet.

Der Hippocampus – cold system 

Der Hippocampus (auch Seepferdchen genannt) ist die zentrale Schaltstelle des limbischen Systems – der Emotionsverarbeitung – im Gehirn.

Er hat eine ordnende Wirkung auf Geschehenes. Ereignisse werden zeitlich und geografisch zugeordnet und die Reize bewertet. Aus diesem Grund wird er als „cool system“ bezeichnet. Der Hippocampus spielt ebenso eine wesentliche Rolle bei der Übertragung der Informationen aus dem Kurzzeitspeicher in den Langzeitspeicher, die Großhirnrinde.

Die Großhirnrinde – der Langzeitspeicher

Die Großhirnrinde ist in unserem Gehirn der Langzeitspeicher.

Die durch den Thalamus an die Amygdala und den Hippocampus weitergegebenen und dort jeweils verarbeiteten Informationen werden schlussendlich in der Großhirnrinde gespeichert.


Wie wirkt nun das Zusammenspiel dieser Bereiche?

Thalamus  >>


Filtern von Sinneseindrücken
Tor des Bewusstseins

Amygdala  >>


Verknüpfung von Emotionen und Ereignissen
»hot system«

<<  Hippocampus  >>


Zeitliche und geografische Zuordnung
Überführung in den Langzeitspeicher
»cold system«

Großhirnrinde


Langzeitspeicher


Bei einem Trauma überhitzt unser Gehirn

Bei traumatischen Erlebnissen wird unser Gehirn mit Stresshormonen überflutet. Dies wirkt sich ungünstig auf die Nervenzellen im Gehirn aus vor allem auf dem Hippocampus. Die Zusammenarbeit zwischen der Amygdala und dem Hippocampus ist gestört. Gefühlszustände, Bilder und körperliche Reaktionen werden in der Amygdala gespeichert aber das vollständige Zuordnen des Erlebten im Zusammenhang mit der äußeren Realität kann im Hippocampus nicht mehr stattfinden.
Es besteht keine Erinnerung an die konkrete reale Situation.

Wird das Trauma nicht verarbeitet, überwiegt das emotionale Gedächtnis der Amygdala. Es besteht ein Nebeneinander von intensiven Erinnerungen und Erinnerungslücken bezüglich der konkreten Geschehnisse. Die unvollständigen, nicht zuordenbaren Erinnerungen entwickeln ein Eigenleben, welches sich weitestgehend dem Bewusstsein entzieht. Zahlreiche Reize können dadurch als Trigger (Auslöser) fungieren und bei Betroffenen intensive emotionale Erinnerungen hervorrufen. Ebenso kann aufgrund der Verarbeitungsstörung nicht mehr auf die volle Gehirnleistung zugegriffen werden.

Eine psychologische Verarbeitung des Traumas ist wichtig, um alle Informationen des traumatischen Erlebnisses in Verbindung zu setzen und zu ordnen damit sich dadurch die Einstellung entwickeln kann – „es ist vorbei und ich habe es überlebt“.