Die Krisensymptomatik der Eltern:

Wir finden bei den frühen Regulations- und Bindungsstörungen ein Feuerwerk von negativen Gefühlen. Es treten mit dem Verlust der emotionalen Verbundenheit zwischen Eltern und Kind plötzlich Angst- und Unlustzustände in den Vordergrund. Besonders schwierig ist es für die betroffenen Eltern, dass sie immer wieder die Erfahrung machen müssen, ihren Babys nicht zur Seite stehen zu können.

Bei diesen exzessiven Schreibabysymptomatiken finden wir immer Hilflosigkeit, Ohnmacht und Verzweiflung. Hinzu kommt, dass Eltern mit einem hohen Leistungs- und Perfektionsanspruch ihr eigenes Verhalten in der Auseinandersetzung mit ihrem Schreibaby sehr kritisch bewerten. Sie neigen dazu, von sich selbst enttäuscht zu sein, haben das Gefühl zu versagen und ihren Erwartungen nicht gerecht werden zu können.

Es besteht bei Vorhandensein perfektionistischer Persönlichkeitselemente die Gefahr, dass sich die Wucht der Enttäuschung auch in Form von Wut und Aggressionen gegen das Kind wendet.

In den Krisen beobachten wir an der Körperhaltung eine übermäßige Anspannung der gesamten Muskulatur. Häufig klagen die Eltern über massive Körperverspannungen, besonders im Rücken-, Schulter- und Nackenbereich. Ebenso ist die Atmung der Eltern verflacht und eingeschränkt, was subjektiv mit dem Gefühl verbunden ist, nicht mehr richtig durchatmen zu können.

Erleichterung verschaffen sich die Eltern im Kontakt mit ihrem schreienden und unruhigen Baby, indem sie sich viel bewegen.
Die meisten Eltern leiden innerhalb dieser Krise unter einer starken Aufmerksamkeitsverlagerung auf ihr Kind. Sie befinden sich in einer chronischen Hab-Acht-Haltung.
Ihr Gehirn arbeitet in einem Zustand der Dauerspannung. Eltern von Schreibabys beobachten unablässig ihr Baby, bekommen aber die eigentlichen Signale des Kindes nicht mehr mit. Sie bewegen sich ständig in der Angst, gewappnet zu sein, wenn eine Verschlechterung der Situation wieder eintritt und das Schreien des Kindes wieder losgehen könnte. Oft reicht schon ein kleines Hüsteln, um die Eltern in einen Zustand der Hochspannung zu versetzen. Diese ständige Erwartungshaltung, in der sich die Eltern befinden, kostet nicht nur enorm viel Kraft, sondern sie führt auch dazu, dass Eltern von Schreibabys häufig vergessen, dass sie selbst auch noch Bedürfnisse haben.

Dauert diese Krise längere Zeit an, fühlen sich die Eltern ihrem Kind entfremdet, sie verstehen es nicht. Die Feinfühligkeit der Eltern für die Bedürfnisse und Gefühle des schreienden und unruhigen Babys sind sehr geschwächt. Aufgrund dieser Dauerstresslage verlieren die Eltern ihren inneren Handlungsplan. Sie haben keinen Zugang mehr zu ihren intuitiven elterlichen Kompetenzen. Viele Eltern ersetzen diesen inneren Orientierungsverlust durch einen schnellen Wechsel an Beruhigungsstrategien. Durch den Orientierungsverlust wenden sich Eltern Ratgebern zu und suchen die Lösung im Außen.