Was ist Emotionelle Erste Hilfe?

Emotionelle Erste Hilfe (EEH) ist ein körperorientiertes präventions- und Kriseninterventionsmodell der Bindungsförderung und Krisenintervention für Eltern, Säuglinge und Kleinkinder (von 0-3 Jahren). Das Konzept wurde in den vergangenen 15 Jahren, auf der Basis von bindungstheoretischen, neurobiologischen und körperpsychotherapeutischen Überlegungen, von dem Bremer Diplom-Psychologen Thomas Harms entwickelt. (Brisch, 2000; Bauer, 2005; Harms, 2008)

Die Einsatzgebiete der EEH liegen in der nachgeburtlichen Krisenberatung von Eltern mit exzessiv schreienden Säuglingen, der Unterstützung von Säuglingen, Regulationsstörungen des Schlaf-Wach-Verhaltens sowie in der Krisenbegleitung von Säuglingen, Kleinkindern und Eltern bei frühen Interaktions- und Bindungsstörungen. EEH unterstützt Säuglinge und Kleinkinder nach traumatischen Belastungen, wie etwa nach abrupten Trennungsprozessen, belastenden Schwangerschafts- und Geburtsverläufen sowie den Folgen von operativen Eingriffen. (Harms, 2008; Brisch, 2007)

Der Ansatzpunkt der Emotionellen Ersten Hilfe liegt in einer Stärkung der Bindungsbereitschaft und Feinfühligkeit der Eltern. In der EEH nutzen wir körperorientierte Methoden um die elterliche Feinfühligkeit und Selbstwahrnehmgunsfähigkeit in bezug auf das Bindungsverhalten zu fördern. Grundannahme der Emotionellen Ersten Hilfe besteht darin, dass die erhöhte und dauerhafte Aktivierung des sympathischen Zweigs des autonomen Nervensystems mit einer Verringerung der elterlichen Feinfühligkeit und Selbstwahrnehmungs – Fähigkeit verknüpft ist. (Harms, 2008)

Mit der Emotionellen Ersten Hilfe entwicklen sich Ruhe, Entspannung und Verständniss in der Krise. Das Baby, Kleinkind, Kind und seine Eltern finden eine neues Gleichgewicht. Verständnissvolle Gespräche, bewusste Körperwahrnehmung und achtsame Berührung, lösen den Teufelskreis aus Körperspannung, Angsterleben und Bindungsverlust auf. Die Eltern entwickeln Verständnins für sich selbst und das Baby. Sie lernen wie sie selber durch das schreien Ihres Babys, den Kontakt zu sich und dem Baby nicht mehr verlieren. Es entstehen neue Handlungsmöglichkeiten, die Kompetenz der Eltern wächst und die Bindung wird intensiver.