Angewandte Methoden in der der Traumatherapie

EMDR – Eye Movement Desensitization and Reprocessing

Was ist EMDR?
EMDR ist ein komplexes psychotherapeutisches Verfahren, das seit Mitte der 90er Jahre sehr erfolgreich in der Trauma–Bearbeitung eingesetzt wird. EMDR arbeitet über bilateraler Stimulation, d. h., es werden beide Gehirnhälften stimuliert, primär über Augenbewegungen, aber auch unter Einbindung des gesamten Körpers.

Wann kommt EMDR zum Einsatz?
Das Gehirn verarbeitet normalerweise Erlebtes, integriert und archiviert es. Misslungene oder gar überwältigende Erlebnisse können jedoch psychische und emotionale Verletzungen hinterlassen. Sind diese Verletzungen gering, dann kann das Gehirn diese ohne Hilfe bewältigen, so wie der Körper eine kleine Schnittwunde selbst heilen kann.

Sind diese Wunden jedoch schwerwiegend, können die Selbstheilungskräfte des Gehirns überfordert werden – das Erlebte wird in unverarbeiteter Form irgendwo im Gehirn abgelegt und durch ähnliche Situationen immer wieder unkontrolliert hervorgeholt. Dadurch kann es zu verschiedenen Störungen, Ängsten und Blockaden kommen, die unser gesamtes Leben negativ beeinflussen: „Das weitere Leben steht im Schatten des Erlebten.“ Hier hilft EMDR bei der Bewältigung und Integration.


Wirkung von EMDR
Es geht im Wesentlichen um die Verarbeitung einer überwältigenden Erfahrung oder eines Zustandes, der als belastend empfunden wird. Schlechte Erinnerungen und ein anhaltendes Stressempfinden, bis hin zu Schlafstörungen und Lernblockaden, können sich noch lange nach dem Ereignis störend und belastend im Alltag auswirken.

Ausgehend von einem Zustand der Sicherheit und des Wohlbefindens wird in einem strukturierten Vorgehen die stressauslösende Situation bearbeitet, damit sie sich nicht mehr belastend auswirkt.

EMDR wirkt direkt auf die Heilung wichtiger neuronaler Verknüpfungen im Gehirn. Die derzeitige Forschung geht davon aus, dass es bei einem Trauma zum sogenannten „sprachlosen Entsetzen“(Schockstarre) kommen kann, bei dem in der rechten Hirnhälfte Bilder des Erlebten gespeichert werden, während das Sprachzentrum in der linken Gehirnhälfte aktiv unterdrückt wird. Dadurch, dass manchmal das Erlebte nicht in Worte gefasst werden kann, sondern nur über Körpersymptome und Stressmuster gezeigt wird, ist seine Verarbeitung erschwert oder sogar unmöglich gemacht.

Während der EMDR-Sitzung werden durch bilaterale Stimulation beide Hirnhälften hinsichtlich des Erlebten aktiviert und synchronisiert. Dadurch werden sie wieder in einen Zustand gebracht, die vorher durch die ausgelöste Überwältigung nicht mehr erreicht werden konnte.

Der Erfolg dieser Methode ist wissenschaftlich geprüft und gesichert.


Indikationen für EMDR:

  • Bindungstraumatisierungen
  • Angst- und Panikstörungen, Phobien
  • Traumatische Erfahrungen und damit einhergehende posttraumatischen Belastungsstörungen nach Unfall, Operation, Geburt, Tod eines Angehörigen, Trennung, Arbeitsplatzverlust, Berentung, Mobbing, sexuellem Übergriff.
  • Extreme Trauerreaktionen
  • Unerwünschte Verhaltensweisen
  • Persönlichkeitsstörungen
  • Krankheitsbewältigung
  • Schlafstörungen
  • Schmerzzustände/chronische Schmerzen
  • Psychosomatische Störungen
  • Dissoziative Störungen
  • Sexuelle Dysfunktionen
  • Selbstwertproblematik
  • Depressionen
  • Leistungsblockaden, Lernblockaden, Prüfungsangst
  • Suchtproblematik / Substanzabhängigkeiten / Co-Abhängigkeit

Wie ist EMDR entstanden?
EMDR wurde in den Jahren 1987-91 von Dr. Francine Shapiro entwickelt. Es begann mit einem zufälligen Ereignis:
Bei einem Spaziergang im Park bemerkte sie, dass Ängste und stark belastende Gedanken, die sie sich aufgrund einer diagnostizierten Krebserkrankung machte, plötzlich verschwanden und nicht wiederkamen.

Daraufhin recherchierte sie, was da genau auf diesem Spaziergang passiert war und fand heraus, dass, während ihre Gedanken um die Krebserkrankung kreisten, sich ihre Augen ständig hin- und her bewegt hatten, bedingt durch das Wechselspiel von Licht und Schatten der Sonnenstrahlen, die durch die Bäume fielen.

Zunächst erprobte sie EMDR an Freunden, Bekannten und Kollegen und schließlich an den ersten Klienten. Danach folgten intensive Studien speziell mit Traumapatienten.

Die unterschiedlichsten Langzeitstudien mit EMDR weisen nach, dass dieses Verfahren schneller und besser wirkt, als sämtliche anderen bekannten Therapiekonzepte bei posttraumatischen Belastungsreaktionen. In meiner eigenen Praxis bestätigen sich diese Erfahrungen.


„Wirkliche Freiheit besteht darin,
zwischen Reiz und Reaktion einen Moment inne zu halten,
um die Reaktion selbst zu bestimmen.“

Rollo May


Polarity

Was ist Polarity?

Die Polarity ist ein körperorientiertes Verfahren zur Lösung von akuten Schockzuständen und traumatisch bedingten Regulations- und Bindungsstörungen bei Eltern, Säuglingen und älteren Kindern.

Wann kommt Polarity zum Einsatz?

In meiner Arbeit mache ich immer wieder die Erfahrung, dass traumatisch bedingte Bindungsabbrüche, Schreckerfahrungen und Zustände von Ohnmacht und Verzweiflung trotz herkömmlicher Bindungsarbeit weiter ein fester Bestandteil im Erleben des Klienten ist. Normalerweise kann sich der Körper nach einer überwältigenden Erfahrung, wenn genügend Ressourcen vorhanden sind, wieder selbst regulieren.
Bleibt der Organismus aber nach einer traumatischen Erfahrung in einem Lähmungszustand, in einer Art gefrorenem Zustand, kann das Gehirn kein inneres Gleichgewicht mehr herstellen. Die Folge sind Immobilisierung, Schockstarre, Fassungslosigkeit, Ohnmacht, Verzweiflung, emotionale Hilflosigkeit bis hin zur existentiellen Angst und Entfremdung. Die Patienten stehen irgendwie neben sich.

Hier bringt die Polarity den Körper wieder in ein psychovegetatives Gleichgewicht.


Wirkung von Polarity.

In dieser körpertherapeutischen Arbeit werden jeweils zwei Knochenpunkte an verschiedenen Segmenten des Körpers bioenergetisch miteinander verbunden.

Durch diese Verbindung der Knochenpunkte beginnt im Körper ein Prozess, indem sich ein Gleichgewicht des autonomen Nervensystems wieder herstellen kann. Durch diese induzierten Schocklösungsprozesse kommt es zu einer vegetativen Stabilisierung, die zu einer besseren Integrationsfähigkeit sensorischer Reize und damit zu einer verbesserten psychomotorischen Entwicklung führt.

Voraussetzung für diese Arbeit ist ein sicheres Bindungsfeld. Nur dadurch ist es mir möglich, einen Zugang zu den gespeicherten traumatischen Erfahrungen zu erlangen, damit diese im Körper integriert und verarbeitet werden können.


Indikationen für Polarity

  • Akute Schocklösung bei Babys, Kleinkindern, Kindern und Erwachsenen
  • Nach Operationen
  • Nach Kaiserschnitterfahrungen, wenn es zum Panikerleben kam (besonders bei Vollnarkosen)
  • Nach schweren Geburtserfahrungen, in denen die Frauen aus dem Körper ausgestiegen sind
  • Nach Unfällen (besonders bei Kindern)
  • Nach Abtreibungen und Fehlgeburten (besonders in Verbindung mit operativen Eingriffen) sind oft mit Schreck, Angst und Ablehnung verbunden. Oftmals wird das untere Körpersegment emotional abgetrennt. Das Körperbewußtsein wird hier wieder aktiviert
  • Nach Gewalterfahrungen
  • Nach dem plötzlichen Tod und Verlust eines geliebten Menschen
  • Dissoziative Zustände
  • Bei sehr belastenden Schwangerschaften, um Bindungssicherheit für das Ungeborene aufzubauen
  • Bei entwicklungsverzögerten Kindern
  • Bei posttraumatischen Belastungsstörungen
  • Zur Stabilisierung nach Erschöpfungszuständen
  • Zur Ressourcenstärkung
  • Bei Babys mit traumatischem Weinen
  • Bei Frühgeburten
  • Bei Babys und Kindern mit traumatischen Geburten
  • Bei Körper- und Schädelasymmetrien
  • Bei Trennungs- und Verlassenheitsthemen
  • Zur Stabilisierung nach Impfungen
  • Zur Begleitung von Wachstumsschüben
  • Bei Konzentrationsstörungen und Lernblockaden

Wie ist Polarity entstanden?

Die Methode wurde von Randolph Stone, einem gebürtigen Österreicher, entwickelt. Er war Arzt und hat sich sehr für andere Heilverfahren interessiert.
Randolph Stone lebte viele Jahre in Indien und arbeitete mit vielen verschiedenen Elementen, sowie asiatische Heilmethoden, Ayurveda, TCM, und Energiemedizin. Polarity ist ein globales Behandlungssystem.

Thomas Harms lernte es von Eva Reich und hat es in seine Arbeit der bindungsorientierten Körperpsychotherapie integriert. Eva Reich, Tochter von Wilhlem Reich, war als Ärztin tätig. Sie hat diese Behandlungsform erlernt und selbst erfahren, als sie eine gute Freundin verlor und in einem Schockzustand hängen blieb. Bei der Behandlung löste sich dieser.

Für sie entstand ein wichtiges Grundprinzip:
Wenn man Gefühle unterdrückt, kann die Lebensenergie nicht fließen oder umgekehrt. Im Gefühlsfluss drückt sich die Lebensenergie aus. In meiner körperpsychotherapeutischen Arbeit ist die Polarity ein fester Bestandteil geworden, um den Körper wieder in seine Spürfähigkeit zu bringen.


Spürst du dich selbst,
dann spürst du auch dein Kind.

Thomas Harms